So kämpfen die „Alten“

mandy_turnier_2016

Dass das Teilnehmerfeld beim 7. Hans-Dieter-„Mandy“-Clemen Gedenkturnier im Judo in diesem Jahr überschaubar ausfiel, tat der Stimmmung und den gezeigten Leistungen auf den zwei Tatami in der Clemen-Sporthalle am Siechenrasen in Schmalkalden keinen Abbruch. Bei seinem erneuten Sieg in der Vereinswertung musste der gastgebende SV Schmalkalden 04 harte Gegenwehr des SV Grün-Weiß Wittenberg brechen.

Schmalkalden – Etwa 60 weibliche und männliche Judoka im Alter von 16 bis 57 Jahren von 22 Vereinen aus Thüringen, Hessen, Bayern, Sachsen-Anhalt und Nordrhein-Westfalen fanden sich ein, mit ihrer Teilnahme den bundesweit geachteten Hans-Dieter“Mandy Clemen zu ehren, der 1958 den Judosport in Schmalkalden begründete, in den folgenden Jahrzehnten international erfolgreiche, vielfache DDR- und bundesdeutsche Meister hervorbrachte, mit dem 6. DAN geehrt wurde und der 2010 im Alter von 73 Jahren verstorben war.

Die im Vergleich zu früheren Jahren geringere Teilnehmerzahl hatte einiges mit dem frühen Zeitpunkt des Turniers zu tun. Vielerorten sind die Judoka noch im Ferien- oder „Nachferien“-Modus, genau deshalb mussten auch die Schmalkalder Judofreunde aus dem ungarischen Koroncó bei Györ schweren Herzens absagen.

Als Clemens Mitstreiterin und Nachfolgerin Angelika Wilhelm das Turnier eröffnete und voller Freude dazu Vizelandrat Klaus Thielemann, Bürgermeister Thomas Kaminski und den Vorsitzenden der Judo-Kreisunion Süd Hartmut Franz begrüßte, gab sie kurzerhand das Motto „Klasse statt Masse“ aus. Damit sollte sie recht behalten. Die anwesenden Freunde des Judosports bekamen gerade von den „betagteren“ Weißkitteln feinste Kost geboten mit vielem von dem, was den Sport ausmacht – Kampfgeist, Techniken, Durchhaltevermögen. Etwa als sich die gestandenen einheimischen Kontrahenten Norbert Börmel (SV 04) und Winfried Horn (Judo-Freunde SM 1994) in der Klasse Mix Ü45 -70 kg ein messerscharfes Duell im Kampf um Gold lieferten, das schließlich Börmel für sich entschied. Nicht selten konnten die Sieger über die reine Kampfzeit hinaus erst im Golden Score, der unbegrenzten Verlängerung bis zu einer Wertung, ermittelt werden. Wie bei mehreren Kämpfen des auf der Tatami scheinbar dauerpräsenten Konditionswunders Olaf Rodewald aus Wittenberg, der in drei Gewichtsklassen (-90 kg, +90 kg, -100 kg) Gold und zusätzlich Silber in der U30 (- 81 kg) absahnte. In der Mix Ü 45 besiegte er den ältesten Teilnehmer Albert Mondt aus Brühl in Nordrhein-Westfalen (Jahrgang 1959), der dem Mandy-Turnier bereits seit Jahren die Treue hält. Sylvia Strube aus Wittenberg war als älteste weibliche Teilnehmerin lediglich vier Jahre jünger. Um jedem teils weither angereisten Teilnehmer mehrere Starts mit einer Maximalzahl an Kämpfen zu bieten, wurde auf die offizielle Einteilung in Alters- und Gewichtsklassen verzichtet. Dafür stellte man Mix-Pools annähernd gleich schwerer und gleichaltriger Sportler zusammen und räumte zusätzlich die Möglichkeit zu Freundschaftswettkämpfen ein. Von den Gastgebern zeigten sich neben Börmel bei den Männern vor allem Dauerbrenner Tobias Danz und Philipp Honauer top-fit, bei den Frauen war dies einmal mehr Janina Gürth. Insgesamt eroberten die Schmalkalder Veranstalter je sechsmal Gold und Silber sowie viermal Bronze und siegten mit 84 Punkten vor Grün-Weiß Wittenberg (79) und dem JSC Saalfeld (28). Für den in der Vereinswertung Siebtplatzierten JC Schweina holten Ronald Tschinke (Silber und Bronze), Manuel Beck (ebenfalls Silber und Bronze) und Mike Bischof (Silber) die Kastanien aus dem Feuer. Von der Kreisunion Süd waren ansonsten nur noch die Vereine Yawara Meiningen und TSV 1883 Benshausen am Start, was Hartmut Franz nicht so gut gefiel.

Allseits gelobte Veranstaltung, die eigenen Kämpferinnen und Kämpfer mit sehr guten Leistungen – Angelika Wilhelm durfte zur Siegerehrung am Samstagnachmittag zufrieden sein und exakt einen Tag später beruhigt in den Flieger nach Rio de Janeiro steigen. Dort hat die Trägerin des 7. DAN bei ihrer vierten Teilnahme bei einer Paralympics als Referee Director die Oberhoheit über die Kampfrichter bei den Wettkämpfen der rund 200 teilnehmenden blinden und sehschwachen Judoka aus aller Welt.

Schmalkalder Medaillengewinner: Gold: Janina Gürth, Ernesta Brakauskaite, Islam Musaev, Norbert Börmel, Tobias Danz, Philipp Honauer; Silber: Janina Gürth, Ernesta Brakauskaite, Adrian Schmidt, Richard Fleischmann, Daniel Gruhn, Michael Uellner; Bronze: Maren Münch, Bernis Müller, Josephine Müller, Sandro Pridonashvili